Wunderkuren
Karl Hörmann
Lexikon der christlichen Moral

LChM 1969, Sp. 1369 f


W. zielen auf Heilungen durch anscheinend nicht ausreichende physische Mittel (Berühren, Anhauchen, Salben) od. durch moralische Mittel (Gebete, Besprechungen, Berührung mit gesegneten Gegenständen) hin. Nicht jede Anwendung solcher Mittel ist Aberglaube, weil abgesehen davon, daß Gott auf das Bittgebet hin die Gesundheit schenken kann, der Krankheitsverlauf seelisch beeinflußt werden kann, besonders bei seelischer Verursachung der Krankheit. Zu beachten ist ferner, daß es eine v. Gott herrührende Gabe der Heilungen gibt (1 Kor 12,9). Diese seltene Gabe zeichnet sich als nicht erlernte, nicht an eitle u. ungeeignete Mittel, überhaupt nicht in erster Linie an Worte od. Zeichen gebundene Fähigkeit aus. Bei Wunderheilungen ist in erster Linie auf natürl. Kräfte zu schließen; gegen deren Verwendung besteht kein sittl. Einwand. Nur wenn die Wirkungen sicher weder auf natürl. Kräfte noch auf Gott zurückzuführen wären, müßte man dämonischen Einfluß annehmen.

Zu den W., die nur mit moralischen Mitteln arbeiten, zählt das Gesundbeten der "Christl. Wissenschaft" (Christian Science), einer v. Mary Baker gegründeten christl. verbrämten pantheistischen Sekte. Diese lehrt, die Welt sei die geistige Erscheinung der unpersönl. geistigen Urkraft. Die Sünde liege im falschen Denken über das Verhältnis der Welt u. des Menschen zu Gott. Dieses Denken führe zur Annahme der Materie, zur Einbildung v. Krankheit u. Tod. Die Erlösung erfolgt durch Christus, der als erster Scientist die Einheit der Welt mit Gott lehrte und dessen Werk die "Christliche Wissenschaft" fortsetzt. Durch gedankliches Einswerden mit Gott, besonders im Gebet, schwindet die Idee der Krankheit. - Wenn tatsächlich Wiederherstellungen auf diesem Wege berichtet werden, sind sie der (Auto-) Suggestion zuzuschreiben.


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