Götzendienst
Karl Hörmann
Lexikon der christlichen Moral

LChM 1976, Sp. 782-784


1. G. (lat. idololatria, vom griech. eidolon = Bild ursprüngl. die göttl. Verehrung eines Bildes, dem man göttl. Eigenschaften zuschreibt od. das als Darstellung der verehrten Person aufgefaßt wird) ist jede göttl. Verehrung eines Geschöpfes (vgl. Thomas v. Aq., S.Th. 2,2 q.94 a.1). "Sie vertauschten die Herrlichkeit des unvergängl. Gottes mit dem Abbild der Gestalt von vergängl. Menschen, von Vögeln, Vierfüßlern u. Gewürm" (Röm 1,23; vgl. Ps 113,11-15 [115,3-7]; Weish 13,2; Augustinus, De doctr. chr. II 20; PL 34,50). Immer wieder erliegen Menschen der Versuchung, politische Führer zu vergötzen (vgl. Ez 28,2.6-10; das "Tier", Offb 13,2-4). An seelischen Wurzeln des G.es zeigt das Buch der Weisheit rel. Unwissenheit (13,1; vgl. Unglaube) u. ungeordnete Anhänglichkeit an irdische Werte (13,13-19; 14,15); manche Formen etwa auch heutigen menschenquälerischen Geisterglaubens heidnischer Völker erwecken den Eindruck dämonischen Einflusses (vgl. Thomas v. Aq., S.Th. 2,2 q.94 a.4).


2. G. ist Entartung der Gottesverehrung u. verstößt im besonderen gegen die Anbetung Gottes. Im AT wurde erkannt, daß göttl. Verehrung nur dem einen Gott gebührt; Israel erhält daher hinsichtlich der Götzenbilder die Weisung: "Du sollst dich nicht vor diesen Bildern niederwerfen u. sie nicht verehren" (Ex 20,5; Dtn 5,9; die christl. Verehrung von Bildern hat einen anderen geistigen Gehalt; vgl. mittelbare Gottesverehrung).


a) Am wenigsten wird schuldig, wer einem Geschöpf echte göttl. Verehrung (idololatria vera) erweist, weil er es für Gott hält (i. perfecta; vgl. Thomas v. Aq., S.Th. 2,2 q.94 a.3). Vor einer gänzl. Verharmlosung solchen Tuns muß man sich durch Paulus (Röm 1,20-25) warnen lassen. Anderseits anerkennt das 2. Vat. Konz. sogar, daß Gott als Schöpfer u. Erlöser denen nicht fern ist, "die in Schattenbildern den unbekannten Gott suchen" (LG 16; vgl. NA 2). Man wird also darauf achten müssen, welchen Stellenwert ihr Tun im ganzen Lebenszusammenhang hat.


b) Schwerer wiegt es wohl, wenn jemand die göttl. Verehrung vortäuscht (i. simulata), obwohl er weiß, daß der od. das Verehrte nicht Gott ist. Durch sein Tun verleugnet er den Glauben, stellt er sich wenigstens im äußeren Verhalten gegen die Gottesverehrung (vgl. Thomas v. Aq., S.Th. 2,2 q.94 a.2). Der greise Eleazar lehnt es ab, auf diese Art sein Leben zu retten (2 Makk 6,24; vgl. Augustinus, De civ. Dei VI 10; PL 41,192).


c) Am widersprüchlichsten ist die Haltung dessen, der aus irgendeiner seelischen Verklemmung heraus echte göttl. Verehrung erweisen will, obwohl er weiß, daß der od. das Verehrte nicht Gott ist (affektierter G.; i. vera imperfecta; vgl. Alfons M. di Liguori, Theol. mor. IV 13).


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