Magie
Karl Hörmann
Lexikon der christlichen Moral

LChM 1976, Sp. 1011-1014


I. M. wird im allg. so verstanden, daß der Mensch in seinem Dasein übermenschl. Mächte am Werk sieht od. zu sehen vermeint, die er als unpersönl. deutet u. deren er sich unabhängig von personaler Beziehung zum persönl. Gott durch dinghaften Besitz od. Vollzug zu bemächtigen sucht. Für eine solche Einstellung, die in der Menschheit weit verbreitet ist, jedoch im Gegensatz zur Religion der Offenbarung u. zum christl. Glauben steht, ist auch der Christ anfällig. In seiner leib-seelischen Verfaßtheit bedarf er ja auch für sein rel. Leben des Sinnenhaften (vgl. Gottesverehrung); damit ist für ihn die Versuchung verbunden, das Schwergewicht auf Sinnendinge zu legen, als ob sie außerh. der personalen Beziehung des Menschen zum persönl. Gott selbständige rel. Bedeutung hätten. Einer solchen Verzerrung kann der Christ bes. in seiner Auffassung von der Kirche u. ihren Sakramenten u. Sakramentalien erliegen. Derartiger Verfälschung muß durch Klarstellung des wesenhaft personalen Charakters des christl. Glaubens u. Lebens entgegengewirkt werden.


II. Als M. im engeren Sinn wird der Bereich jener okkultistischen Praktiken bezeichnet, die darauf hinzielen, dem Menschen übermenschl. Können zu verschaffen od. ihn vor höheren Mächten zu schützen (Zauberei).


1. Die verhältnismäßig harmlose sog. weiße (uneigentl.) M. will nur natürl., wenn auch der Allgemeinheit unbekannte Mittel anwenden, um zauberhaft wirkende Vorgänge hervorzurufen. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn das Tun nicht durch einen hinzutretenden Grund unverantwortbar wird, etwa weil der Übende verwerfl. Zwecke verfolgt od. weil er sich od. andere der zunehmenden Gefahr eigentl. magischer Verzerrung des Lebens aussetzt.


2. Bei der sog. schwarzen M. geht die Absicht des Übenden mehr od. minder ausdrückl. dahin, sich zur Hervorbringung der angestrebten Wirkungen der Hilfe von im Gegensatz zu Gott stehenden übermenschl. persönl. (dämonischen) Kräften zu bedienen. Durch solches Tun tritt der Mensch in Gegnerschaft zu echter Religion u. Gottesverehrung. Erschwerend kann dazukommen, daß er durch derartige M. (auch durch Verwendung von Zauberdrogen; vgl. Gen 30,14) andere Menschen unheilvoll beeinflussen will (Behexung, maleficium, incantatio; vgl. Alfons M. di Lig., Theol. mor. IV 23) od. tatsächl. schädigt.


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