Freimaurerei
Karl Hörmann
Lexikon der christlichen Moral

LChM 1976, Sp. 494 f


1. Die Kirche hat den Katholiken die Zugehörigkeit zur F. u. ähnl. Geheimgesellschaften unter der Strafe der Exkommunikation wiederholt untersagt (D 2511 f 2783 2894 3256-60 3278; CICc. 2335). Auch früher war allerdings das Verhältnis zw. Kirche und F. nach Ländern verschieden: In den romanischen Ländern zeigte sich die F. kirchenfeindlich, in den angelsächsischen und den skandinavischen Ländern kaum. Heute suchen Freimaurer das Verhältnis zu verbessern und meinen manche Katholiken, für die Kirche sei die Zeit gekommen, ihre ablehnende Haltung aufzugeben.


2. Daß die F. von ihrer Feindseligkeit gegenüber der Kirche anscheinend weitgehend abgerückt ist, ist anzuerkennen. Für die Kirche besteht auch die Möglichkeit, zur Förderung des menschlichen Wohles mit Freimaurern genau so zusammenzuarbeiten wie mit anderen Nichtkatholiken, sogar mit Atheisten guten Willens. Dennoch kann die Frage, ob dem Katholiken der Weg in die Freimaurerloge freisteht, erst beantwortet werden, wenn die geistige Grundlage der F. sorgfältig geprüft wird.

Das Geheimnis, das die F. immer umgeben hat, liegt weniger in ihrem (übrigens bekanntgewordenen) Rituale als in ihrem Gedankengut, das sich nicht schon dem erschließt, der es dem Wortlaut nach kennt, sondern erst dem, der dadurch sein Leben wandeln lassen will. Es handelt sich um einen Humanismus, der auf einer synkretistischen Verbindung verschiedenster Elemente (von einer kaum faßbaren Urreligion bis zur Gegenwart) mit stark gnostischem Einschlag aufbaut. Zugegebenermaßen eignen sich nicht alle Mitglieder von Logen diese geistige Grundlage an; ihre freimaurerische Qualität hängt aber davon ab, wie weit sie es tun u. wie weit sie ihr Leben davon durchformen lassen. Man kann fragen, ob irgendein Mitglied von dieser Geistigkeit gänzlich unberührt bleibt. Wenn man in einer Freimaurerloge nur eine Art Klub Verschiedendenkender zur Pflege der Menschlichkeit zu erblicken brauchte, wäre gegen die Mitgliedschaft von Katholiken kaum etwas zu sagen. Die eigentl. Schwierigkeit liegt in der Frage des freimaurerischen Gedankengutes, wie weit es für die Mitglieder verbindl. ist u. sie beeinflußt.


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