Dankbarkeit
Karl Hörmann
Lexikon der christlichen Moral

LChM 1976, Sp. 237-240


1. Die gottgewollte Bestimmung des Menschen ist es, zum Liebenden mit Gott zu werden. In der Verwirklichung dieser Bestimmung kann ihn das Wissen darum, daß er Liebe empfanden hat, stark fördern. D. ist eben Liebe, die auf empfangene Liebe antwortet.


a) Die Offenbarung zeigt uns die Liebe, die Gott dem Menschen schenkt, im besonderen die erlösende göttl. Liebe in Christus (Joh 3,16; 1 Joh 3,16; 4,9 f; Röm 5,8). Auf diese Liebe sollte der Mensch mit Dank antworten (Lk 17,16.18; Apg 27,35; 28,15; Röm 1,8; 6,17; 7,25; 14,6; 1 Kor 1,4.14; 10,30; 15,57; 2 Kor 1,11; 2,14; 4,15; 8,16; 9,11 f.15; Eph 1,16; 5,4; Phil 1,13; 4,6; Kol 1,3.12; 1 Thess 1,2; 2,13; 3,9; 2 Thess 1,3; Phlm 4; Hebr 12,28). Christl. D. schließt an das Danken Jesu an (Mt 11,25; Mk 8,6; 14,23; Lk 22,17.19; Joh 6,11; 11,41; 1 Kor 11,24). "Sagt allezeit dem Gott u. Vater Dank für alles im Namen unseres Herrn Jesus Christus" (Eph 5,20; vgl. Kol 3,15-17; 1 Thess 5,18 f; 1 Tim 2,1).

Diese D. bedarf aber der Vollendung auf jene Liebe hin, die der Mensch unabhängig davon hegt, daß Gott sein Wohltäter ist, jene Liebe, die sich einfach an Gottes Herrlichkeit entzündet. "Wir sagen dir Dank, Herr, Gott, du Allherrscher, der da ist u. der da war, daß du deine große Macht ergriffen u. die Königsherrschaft angetreten hast" (Offb 11,17; vgl. 4,9; 7,12). "Wir rühmen dich u. danken dir, denn groß ist deine Herrlichkeit" (Gloria der Messe).


b) Auch die Liebe, die der Mensch vom Mitmenschen erfährt, schafft in ihm D.; Paulus weiß sich z.B. seinen Mitarbeitern Prisca u. Aquila zum Dank verpflichtet, da sie für sein Leben ihren eigenen Nacken dargeboten haben (Röm 16,3 f).


2. Die Verwirklichungsbereiche der D. sind a) die innere Dankesgesinnung, d.h. die Anerkennung u. Hochschätzung empfangener Liebe u. Wohltat, b) die Danksagung (gegenüber Gott das Gebet des Dankes, wofür wir im Magnificat der Mutter Gottes u. im Benedictus des Zacharias schöne Beispiele haben; Lk 1,46-55.68-79), c) die Vergeltung (Gott gegenüber kann der Mensch natürl. nicht vergelten; er kann sich aber in den Dienst Gottes stellen u. seine äußere Ehre zu mehren trachten).


3. Ohne D. kann der Mensch seiner sittl. Aufgabe nicht gerecht werden, gestaltet sich in ihr doch jene Liebe aus, zu der er von Gott berufen ist (vgl. Dtn 4,9; 8,11-18; Kol 2,6 f; 1 Thess 5,18). Die Kirche hat die Meinung abgelehnt, man dürfe Gott nicht für bestimmte Dinge danken (D 2215).

Paulus zeigt den Undank als sittl. Mangel, da er ihn zu den Lastern der Heiden u. der letzten Tage zählt (Röm 1,21; 2 Tim 3,2). Der Undankbare hegt u. bezeugt die dankbare Gesinung nicht, ja setzt die empfangene Gabe herab od. vergilt sie mit Bösem.


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